Freitag, 6. März 2009

Zuflucht zu den drei Schätzen Buddha, Dharma und Sangha (Teil 1)

Dieses Kapitel gehört zu den zwölf letzten Kapiteln, die Dogen bearbeitet hat. Es wurde von seinem Nachfolger Ejo zwei Jahre nach seinem Tod herausgegeben, und Nishijima Roshi vermutet, dass einige Kommentare von Meister Ejo selbst zugefügt wurden.

Klosteranlage Ehei-ji in Japan

Die drei Schätze, die auch Juwelen genannt werden, sind: Buddha, Dharma, Sangha. Mit Buddha ist Gautama als Mensch gemeint, der die buddhistische Lehre und Praxis entwickelt hatte, ohne dass er selbst den höchsten Zustand bei einem anderen Meister erlernen konnte. Er ging zunächst zu zwei idealistischen Meistern, als er auf der Suche nach der großen Wahrheit des Lebens sein bisheriges, sehr angenehmes Leben, aufgegeben hatte.
Diese beiden Lehrer wollten über geistige Übungen, also vor allem durch rein geistige Meditation, zur Wahrheit gelangen. Gautama Buddha folgte zunächst ihren Lehren, bis ihm klar wurde, dass über diese theoretischen Wege keine dauerhafte Stabilisierung und kein wirkliches Gleichgewicht im Leben zu erreichen war. Es war bei dieser Lehre daher ausgeschlossen, das Leiden und die Probleme des Alltags wirklich dauerhaft zu meistern.
Aber auch bei der nur körperlichen Askese, die er danach erprobte, war keine Freiheit von Körper und Geist und die Überwindung des Leidens zu erlangen. Denn wenn der Körper schwersten Belastungen ausgesetzt wird, kann sich der Geist nicht befreien, weil er unauflösbar mit ihm verbunden ist. Durch den körperlichen Niedergang in der Askese nimmt auch der Geist schweren Schaden.
Eine Erlösung von diesen gewaltigen Problemen kann nur der Tod bringen. Aber das konnte nicht der Weg der Wahrheit und des Erwachens sein. Erst durch die Zazen-Praxis und bei natürlicher Ernährung erfuhr er dann das große Erwachen, das bis dahin in der menschlichen Kultur unbekannt war. Wenn wir uns auf Gautama Buddha beziehen, bedeutet dies, dass wir tiefes Vertrauen in seine Lehre und Praxis haben und den selben Weg gehen wollen.

Nishijima Roshi interpretiert den Begriff "Dharma" als die Wirklichkeit selbst, genau so, wie sie ist, das heißt, ohne etwas wegzunehmen oder hinzuzufügen. Es ist das Ziel des buddhistischen Lernprozesses, zu dieser Wahrheit und Wirklichkeit zu gelangen und sich von Vorurteilen, Verzerrungen und sonstigen geistigen Behinderungen, Abhängigkeiten und Verdrängungen zu befreien. Der Begriff „Dharma“ bezeichnet auch die natürliche Gesetzmäßigkeit des Universums und des Lebens. Der Begriff „Buddha-Dharma“ wird für die buddhistische Lehre dieser Wirklichkeit und Wahrheit des Universums verwendet.

Der Sangha ist die Gemeinschaft der Buddhisten, vor allem mit Gautama Buddha selbst, und den lebenden großen Meistern, die Dogen häufig als „ewige Buddhas“ bezeichnet. Zum Sangha gehören die Mönche, Nonnen und Laien, die eine solche Gruppe bilden. Wie Dogen vielfach betont, ist es von großer Bedeutung, einen guten Lehrer zu haben, weil aus den schriftlichen Lehren allein die Umsetzung in den praktischen Alltag nur schwer gelingt und man sich leicht in Illusionen verliert. Innerhalb des Sangha werden die wichtigen Lernprozesse auf dem Buddhaweg durch die Mitglieder gegenseitig unterstützt. Dadurch sind zum Beispiel Fehlentwicklungen besser und schneller erkennbar.

Die drei Juwelen bilden die höchsten Werte im Buddhismus, und es ist in der Tat sehr sinnvoll, sich ganz klar zu ihnen zu bekennen und sich ihnen zu verpflichten. Im Westen wird dafür der Begriff "Zuflucht" verwendet, der vielleicht nicht besonders glücklich gewählt ist. Denn es handelt sich nicht um eine Flucht aus dem Leben und dem Alltag, sondern gerade im Gegenteil um eine Befreiung, die es uns ermöglicht, den Alltag besser zu bewältigen und weniger zu leiden.
Man sollte zum Beispiel nicht in die Berge fliehen und sich aus der Gesellschaft ausgliedern, es sei denn für vorübergehende intensive Lernprozesse wie zum Beispiel bei einer Sesshin. Das klare Bekenntnis zu den drei höchsten Werten im Buddhismus ist der Anfang des Lernens auf dem Buddha-Weg. Er beinhaltet nicht zuletzt, den Willen zur Wahrheit und den Bodhi-Geist des Erwachens zu erwecken und lebendig zu halten.