Dienstag, 29. April 2014

New English Zen blog

Dear Zen-friends around the globe, liebe Zen-Freunde

I started a new blog about Zen in English, especially of the famous works of Master Dogen and Master Nishihijima.
The main principle is: giving to you understandable and authentic descriptions and commentaries, in the beginning of important chapters of the Shobogenzo .

Here the link to "Zen Core Treasury...":
http://dogen-yudo.blogspot.de/  

With best wishes
Yudo

Montag, 28. April 2014

Der Buddha Dharma ist unser tägliches Kommen und Gehen



Dōgen kommt auf den indische Gelehrten Sanzō zu sprechen und erklärt, dass dieser den wahren Ort, an dem der Landesmeister Daisho, der im Hier und Jetzt im Einklang mit dem Buddha-Geist ist, sich aufhält, auf keinen Fall erfassen kann. Eine materielle Beobachtung der Äußerlichkeit des Zen-Meisters reiche nicht aus. Es sei für Sanzō nach Dōgen also unmöglich, die Frage „Sag mir, wo der alte Mönch jetzt ist“ im Sinne des Buddha-Dharma zu beantworten. Besonders bedauerlich sei, dass er nicht genau zugehört habe und daher auch nicht tiefer in diese Frage eindringen könne:

Wenn Sanzō den Buddha-Dharma erlernt hätte, würde er den Worten des Landesmeisters (genau) zuhören, und er könnte in der Lage sein, den Körper-und-Geist des Landesmeisters zu sehen.“

Der Buddha-Dharma ist unser tägliches Leben, Kommen und Gehen und nicht der gelehrte Stoff der Theoretiker.

Das Zusammentreffen mit dem indischen Gelehrten ist besonders bemerkenswert, weil Indien damals als buddhistisches Ursprungsland hoch geschätzt war. Oft ist vom „westlichen Himmel“ die Rede, wenn es um Indien geht. Besonders deutlich wird dies zum Beispiel in den Beschreibungen, wie Bodhidharma aus dem buddhistischen Indien nach China kam, in dem der Buddhismus als unterentwickelt betrachtet wurde, weil es dort zum Beispiel vorher keine authentische Übertragung von einem wahren Meister gegeben habe.

Dōgen bedauert, dass der Gelehrte Sanzō auch nicht erkannt habe, dass er es bei Daisho mit einem großen buddhistischen Meister zu tun hatte, von dem er den authentischen Buddhismus hätte erlernen können. Damit habe er eine große Chance verpasst. Seine eigene Begrenztheit der reinen Theorie hätte er sonst erkennen können, und durch den direkten lebendigen Kontakt und den umfassenden Geist des Landesmeisters hätte er den Buddha-Dharma zumindest umrisshaft begreifen können.

Könige von Göttern und Lehrer der Kommentare können (auch schon) wissen, was die Gelehrten des Tripitaka wissen.“

Dies sei aber überhaupt nicht mit dem Leben und Verhalten des Landesmeisters vergleichbar. Das Wissen und die Erkenntnis der Bodhisattvas überschreiten nach Dōgen bei Weitem das, was der Gelehrte Sanzō erkennt und erfährt. Solche Gelehrten hätten zwar die Berufung zum Buddha und seien in den sogenannten zehn heiligen Stufen, aber gehören noch nicht zu den ewigen Buddhas wie Meister Daisho

„(Tiefgehende) Gespräche über Körper-und-Geist zwischen Buddhisten gleichen einem (Dialog zweier wahrer Meister). Wir sollten sie kennen und auf sie vertrauen.“

Es ist in der Tat von großem Wert, dass solche Unterhaltungen und Kōan-Geschichten im Zen-Buddhismus über viele Generationen weitergegeben werden, denn mit ihrer Hilfe können die Kernpunkte der buddhistischen Lehre erklärt und von den Schülern erlernt werden.





Donnerstag, 17. April 2014

Die drei Körbe der buddhistischen Lehre


Die Gelehrten der buddhistischen Schriften des Tripitaka, wie etwa Sanzō, sind nach Dōgen nicht in der Lage, zum Kern des Buddha-Dharma vorzustoßen; er stellt fest:

„Sie sind so weit davon entfernt wie Himmel und Erde.“

Tripitaka ist das Sanskrit-Wort für die „drei Körbe der Lehre“, und es umfasst die buddhistischen Vinaya, also die Gelöbnisse und Regeln, die Sūtras Gautama Buddhas und den Abidharma, die Erläuterungen und Kommentare zur buddhistischen Lehre. Dōgen zählt die Gelehrten des Tripitaka demnach nicht zu den wahren Buddhisten, denn sie sind aus seiner Sicht normale Experten und Gelehrte, die nicht Zazen praktizieren und daher keine wahren Meister und keine wahren Lehrer des Buddha-Dharma sein können.

Der Inder Sanzō war zwar ein solcher gelehrter Mann, aber die Fähigkeit, den Buddha-Geist zu erfahren und in der Praxis zu erlernen, hatte er laut Dōgen gerade nicht. Daher konnte er auch nicht den Geist eines wahren Meisters erkennen, selbst wenn er vielleicht die magischen Fähigkeiten besaß, gewisse Gedanken anderer zu erraten. Dōgen stellt deshalb kurz und bündig fest:

„Er hat niemals den Körper-und-Geist der buddhistischen Wahrheit gesehen, niemals im Traum.“

Damit bezeichnet er die Aussagen von Sanzō grundsätzlich als sinnlos und nutzlos; sie betreffen nur äußere Gegebenheiten und verbleiben im Bereich der materiellen Wahrnehmung. Es besteht ein fundamentaler Unterschied zwischen dem Landesmeister Daisho und dem Gelehrten Sanzō, weil der Meister ihn durchschauen und erkennen kann, während dies umgekehrt nicht möglich ist. Daisho habe den Buddha-Geist erlangt.

„Wenn wir Geist im Buddhismus erlernen, sind die unzähligen Dharmas selbst Geist, und die (konkrete) dreifache Welt ist allein Geist.“

Ein solcher Geist ist umfassend, aber auch genau so, wie er ist. Eine Unterscheidung zwischen Ich und externer Welt ist beim Buddha-Geist nicht möglich, denn er würde bei der dann gegebenen Dualität nur die Teilwahrheiten des Idealismus und des Materialismus der externen Welt umfassen.

„In Buddhas Wahrheit ist die ganze Erde Geist, der sich nicht durch Entstehen und Vergehen verändert, und der ganze Dharma ist Geist.“

Mittwoch, 9. April 2014

Geist eines wilden Fuchses


Meister Daisho verwendet für den indischen Gelehrten den Ausdruck „Geist eines wilden Fuchses“, der im Shōbōgenzō mehrere Bedeutungen hat, bei denen es aber immer um unergründliche mystische Eigenschaften eines Menschen geht. Im Kapitel „Sich niederwerfen und das Mark der Wahrheit erlangen“ überwiegt bei dieser Formulierung der positive Aspekt eines großen Menschen.

Nishijima und Cross erläutern dazu, dass damit der „unergründliche mystische Aspekt eines (guten) Lehrers“ gemeint ist; insofern stimme der Ausdruck mit dem Thema des vorliegenden Kapitels überein, nämlich dass der umfassende Buddha-Geist eines erleuchteten Meisters nicht erfasst werden kann.

Wir kennen eine ähnliche Bedeutung der Formulierung „Geist eines wilden Fuchses“ in unserer westlichen Kultur nicht. In unseren Märchen wird der Fuchs als geschickt und schlau, aber auch als verschlagen und moralisch unzuverlässig beschrieben. Die Bedeutung des Geistes eines Fuchses im alten China ist sehr viel tiefgründiger. Generell sind dort negative Bewertungen von Tieren selten, und diese werden nicht als Schimpfnamen benutzt, wie bei uns etwa in den Ausdrücken „doofes Schaf“, „dumme Kuh“ oder „falsche Schlange“. Auch darin kommt die hohe Wertschätzung der Tiere und der gesamten lebenden und „nicht-lebenden“ Natur im Buddhismus klar zum Ausdruck.

Wenn man darüber hinaus bedenkt, dass in den buddhistischen Übertragungslinien, die an die Wiedergeburt glauben, Inkarnationen als Tiere möglich sind und dass die Inkarnation über einen Hund zum „Wiederaufstieg“ ins menschliche Leben führt, dann wird deutlich, dass die negative Abgrenzung der Tiere gegenüber dem Menschen wie bei uns im Westen so nicht existiert. Die westliche Philosophie hat immer wieder versucht, den grundsätzlichen Unterschied zwischen den Menschen und den Tieren herauszuarbeiten und die Einzigartigkeit und Überlegenheit des Menschen zu betonen.

Wenn Meister Daisho also den Gelehrten Sanzō als Geist eines wilden Fuchses bezeichnet, meint er sicher damit, dass Sanzō sich zwar als mystisch erleuchteter Mensch ausgegeben hat, dies aber in Wirklichkeit überhaupt nicht ist. Die Ironie in Daishos Kritik ist dabei nicht zu überhören. Im Deutschen würden wir Sanzō zum Beispiel einen „falschen Heiligen“ nennen.

Bei dieser recht harschen Kritik blieb der indische Gelehrte sprachlos; offensichtlich war er nicht in der Lage, auf der Ebene des Meisters ein tiefgehendes Gespräch im Sinne des Buddha-Dharma zu führen. Der indische Gelehrte konnte also keineswegs den Geist des großen Meisters Daisho erkennen, wie er zuvor gegenüber dem Kaiser selbstgerecht behauptet hatte.

Dōgen verdeutlicht darüber hinaus, dass der Gelehrte nicht einmal einfache Gedanken des anderen lesen konnte, die doch im Allgemeinen recht konkret sind und im direkten Kontakt mit einer bestimmten Umgebung und in einem bestimmten Zusammenhang leichter erraten werden können.


Wie viel schwieriger sei es, den umfassenden Geist eines anderen zu erkennen, und dies umso mehr, wenn es sich um den Geist eines großen Meisters und ewigen Buddhas wie Daisho handle. Gelehrtes Wissen, die Beherrschung mehrerer Sprachen und selbstsichere Behauptungen haben also wenig mit der Fähigkeit zu tun, den Geist von anderen oder von sich selbst zu erkennen.