Montag, 2. Oktober 2017

Die Buddha-Natur und der Körper Nâgârjunas

Dôgen berichtet, dass Nâgârjunas den Buddha-Dharma tiefgründig und sehr lebendig erläuterte. Die Zuhörer waren von der Treffsicherheit und Klarheit seiner Erläuterungen so beeindruckt, dass sie ihre vorherigen begrenzten Meinungen ablegten und sich der Fülle seiner Lehre öffneten. Ihr eingeschränkter Geist war verschwunden.

Wie es heißt, saß Nâgârjuna auf seinem Sitz vor ihnen und manifestierte und offenbarte seinen „freien Körper, der dem perfekten Kreis des Vollmonds zu gleichen schien“. Die Buddha-Natur manifestierte sich so als Körper Nâgârjunas.

Dann macht Dôgen seine zentrale Aussage zur Verbindung der Buddha-Natur mit dem Körper:
„Alle dort Versammelten hörten nur den Klang des Dharma. Sie sahen nicht die Form des Meisters.“

Der Nachfolger Nâgârjunas, Meister Kanadeva, erkannte dies ganz klar und fragte die Menschen: „Wisst ihr, was diese Form ist, oder nicht?“

Man kann sich diese Situation sehr gut vorstellen: Der große Meister Nâgârjuna legt die buddhistische Lehre in einem neuen und tiefgründigen Sinne aus und erläutert die Buddha-Natur, sodass die versammelten Menschen ganz von seinen Ausführungen gefangen waren, sie waren ganz Ohr. Aber zu hören reicht nicht, um die umfassende Wirklichkeit gerade eines erleuchteten großen Meisters zu erfahren. Dazu gehören seine Ausstrahlung, seine Gesten, seine Mimik und selbstverständlich der gesamte Körper. Dôgen nennt hierzu mehrere Beispiele von großen Meistern, die den Buddha-Dharma durch ihre Gestik und Mimik ganz wortlos lehrten.

Nachdem Kanadeva die Versammelten auf die Gleichheit des Körpers von Nâgârjuna und der Rundheit des Mondes als Symbol der Erleuchtung aufmerksam gemacht hatte, sagten sie:

„Die gegenwärtige (Form) ist etwas, das unsere Augen niemals vorher gesehen haben, unsere Ohren vorher niemals gehört haben, unser Geist niemals gekannt hat und unsere Körper vorher niemals erfahren haben.“

Das heißt, dass sie sich nun auch der konkreten körperlichen Form des Hier und Jetzt geöffnet hatten und nicht nur buddhistische Informationen mit ihren Ohren hörten. Kanadeva fasste dies folgendermaßen zusammen:

Der Ehrwürdige manifestiert hier die Form der Buddha-Natur, um sie uns zu zeigen.“